Tod auf dem Flugfeld
"Gandhi meinte, das willige Opfer der Unschuldigen ist noch immer die stärkste Antwort auf eine anmaßende Tyrannei." Bewaffnet mit einem falschen Reisepass auf den Namen 'Marcial Bonifacio' - eine Anspielung auf den Ausnahmezustand (Martial Law) und das Gefängnis (Fort Bonifacio), in dem er so viele Jahre eingekerkert war - fliegt er mit China Airlines von Taipeh nach Manila. Dem Fernseh-Team, das ihn begleitet, sagt er: "Haltet eure Handkameras bereit, alles kann sehr schnell gehen. In zwei oder drei Minuten könnte alles vorbei sein, und ich kann vielleicht nie wieder mit euch sprechen. Ich trage eine kugelsichere Weste. Aber gegen einen Schuß in den Kopf sind wir machtlos." Seine letzten Worte zu seinem Schwager während des Landeanflugs auf Manila: "Es ist schon ein Sieg, wenn wir nur landen dürfen."
Nach Ankunft auf dem völlig abgesperrten Flughafen geht eine kleine Gruppe Soldaten an Bord, identifiziert Aquino und führt ihn zu einem Seitenausstieg, abgeschirmt von allen anderen Passagieren und Journalisten, die zum Hauptausstieg des Flugzeugs gedrängt werden.
Ein einzelner Schuß fällt, kurz darauf dröhnt sekundenlang automatisches Feuer. Benigno Aquino ist tot, niedergestreckt auf der Landebahn, zusammen mit dem angeblichen Attentäter.
Die letzten Tage vor seinem Abflug Richtung Manila verbrachte Ninoy im 'Ambassador Hotel' in Los Angeles, wo US-Senator Bobby Kennedy ermordet wurde. Ninoy besuchte die Küche, wo die Kreideumrisse am Tatort noch sichtbar waren. "Wenn man mir in den Kopf schießt wie Kennedy, werde ich nicht auf die Knie fallen. Wenn du so erschossen wirst, hast du einige wenige Sekunden übrig. Sollte das mit mir geschehen, werde ich mit ausgestreckten Armen umfallen, so dass die Menschen sehen können, dass ich keine Sekunde lang aufgegeben habe."
Tod auf dem Flugfeld foto: Manuel Ferrer |
Dieses Bild entstand wenige Sekunden, nachdem der tödliche Schuß (von hinten in den Kopf) fiel.
Es stammt aus dem Filmmaterial eines japanischen Kamerateams, das Aquino auf seinem letzten Flug begleitete.
Die philippinische Presse unterliegt totaler Zensur, und sämtliche Informationen über den Mord geraten nur auf Umwegen und über ausländische Publikationen und Videos an die Öffentlichkeit.
Die offizielle Version des Marcos-Regimes lautet, dass der Attentäter ein "kommunistischer Agent" gewesen sei, der bei der Schießerei ebenfalls ums Leben kam. Im Übrigen habe man Aquino vor diesem "kommunistischen Komplott" gewarnt.
Die beteiligten Soldaten und Offiziere werden erst Tage später unter Hausarrest gestellt, eine offizielle Untersuchung beginnt Wochen später.
Im Zuge dieser Ermittlungen stellt sich heraus, dass der "kommunistische Agent" ein verurteilter Schwerverbrecher war, der erst wenige Tage vor dem Attentat aus seinem Gefängnis in die Hauptstadt gebracht wurde - unter militärischer Aufsicht.
Der Tathergang wird nie zufriedenstellend rekonstruiert, die eigentlichen Täter und Drahtzieher nie zur Rechenschaft gezogen. Zwar werden General Ver (der vom persönlichen Marcos-Chauffeur zum Oberbefehlshaber der philippinischen Streitkräfte aufgestiegen war), 24 Soldaten und ein Zivilist angeklagt, das Attentat geplant und ausgeführt zu haben (mutmaßlich auf Geheiß der "First Lady", Imelda Marcos), doch werden alle Angeklagten freigesprochen und Ver wieder als Oberbefehlshaber der Streitkräfte installiert.
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