Der Kampf um die Wahlurnen
Zu den Parlamentswahlen 1984 wurde die NAMFREL (National Citizens Movement for Free Elections) anerkannt, eine Bürgerinitiative zur Beobachtung von Wahlen, da die offizielle Wahlkommission COMELEC (Commission on Elections) als korrupt und regierungshörig nicht mehr ernst genommen wurde. Für die Präsidentschaftswahlen 1986 wird die erneute Akkreditierung von NAMFREL nur widerwillig und auf intensiven Druck aus der Bevölkerung erneuert.
Die NAMFREL rekrutiert etwa 30.000 freiwillige Helfer, darunter viele Nonnen und Seminaristen (vom Volk liebevoll als "NAMFREL-Marines" tituliert), die auf alle Wahlbezirke verteilt werden, um irreguläre Maßnahmen während der Wahlen zu beobachten, Wahlurnen zur Auszählung zu begleiten und Wählern zu assistieren, die Probleme beim Wahlgang haben.
Tausend ausländische Korrespondenten, eine von Präsident Reagan ernannte offizielle Delegation und ein weiteres Beobachter-Team aus verschiedenen Ländern sind angereist, um die Wahlen zu beobachten und in die Schlagzeilen der Weltöffentlichkeit zu rücken.
Bereits der vorangegangene 60-tägige Wahlkampf hatte gezeigt, daß das Regime vor nichts zurückschreckt, um die Wahlen zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Massive Geldbeträge wurden frisch gedruckt und unter den Wählern in ärmeren Regionen verteilt, Oppositionskandidaten bedroht, verhaftet, ermordet, die Presse gesteuert, oppositionelle Medien unterdrückt.
Panzer vor Wahl-Lokal foto: chris mendoza |
Mit der Eröffnung der Wahllokale am 7. Februar offenbart sich das ganze Ausmaß der Manipulationen. Vor den Wahllokalen stehen bewaffnete Schlägertrupps, behindern Wähler oder versuchen sie zu bestechen. Vor den Augen der Weltpresse und der internationalen Beobachterteams, nicht nur in entfernten Regionen, auch im Herzen der Hauptstadt Manila regieren Gewalt und Einschüchterung. NAMFREL-Freiwillige müssen ihr Leben riskieren um ihre Aufgaben zu erfüllen.
In den Wahllokalen herrscht Chaos. Viele Wählerlisten sind manipuliert worden, rund drei Millionen Menschen werden so gehindert, ihre Stimmen abzugeben. An ihre Stelle treten sogenannte "fliegende Wähler", die von Bezirk zu Bezirk ziehen und ihre bezahlte Stimme wieder und wieder in die getürkten Wählerlisten eintragen.
Einschüchterung foto: gerry baldo |
Bewaffnete Rollkommandos foto: veritas |
Verbrannte Stimmzettel foto: yamsuan |
Ein regelrechter Kleinkrieg entsteht um die Wahlurnen, die aus den Wahlbezirken zur Auszählung geschafft werden müssen. Bewaffnete Trupps stehlen die Wahlurnen, um sie mit präparierten Stimmzetteln zu füllen. Gelingt ihnen dies nicht, zerstören sie die Urnen.
NAMFREL-Freiwillige, mittlerweile unterstützt von den aufgebrachten Wählern und Bürgern, ketten sich an die Wahlurnen, begleiten sie auf ihrem Weg. Nochmal überzieht eine Welle der Gewalt das ganze Land, bis endlich die Auszählung der Stimmen beginnt.
Bürger schützen Wahlurnen foto: val rodriguez |
Nächste Seite:
1 + 1 = 1 »